Wenn der Trecker den Takt vorgibt

Von A. Große Hüttmann, WN

Ausprobiert: Fähnchen-Aufstellen mit der Telgter Wallfahrtsgilde

Punkt 7 Uhr setzt sich der Rasenmäher-Trecker in Bewegung. Denn eines ist klar: Fahrer Walter Uhlenbrock ist ein Freund von Pünktlichkeit und gibt mit dem Gefährt den Takt an. In dem Tempo, in dem er den rund zehn Meter langen Wagenzug durch die Straßen fährt, muss gearbeitet werden.

vZiemlich genau 600 Meter Wegstrecke liegen vor der fünfköpfigen Gruppe, die an diesem Morgen für den Fahnenschmuck entlang des Wallfahrtsweges in Richtung Süden zuständig ist. Rund 140 Fahnen - die genaue Zahl schwankt derzeit leicht wegen der Baustelle an der Steinstraße - müssen vom Eingang der Kirche bis zur Steenpoate links und rechts der Straßenzüge aufgestellt werden.

Eine knappe Dreiviertelstunde ist für die Aufgabe veranschlagt - Arbeit fast im Akkord. Daher sind die Aufgaben klar verteilt: Walter Uhlenbrock lenkt souverän den kleinen Trecker, der die beiden Anhänger mit Fahnen, Fahnenmasten, Bodenankern und allerlei Zubehör durch die Altstadt zieht. Das Gesamtgespann ist knapp zehn Meter lang.

Alfons Uekötter wiederum geht an der Spitze. Mit einem Holzstock, an dessen Ende ein starker Magnet befestigt ist, nimmt er die dicken Schrauben auf. Diese stecken als Schutz in den Bodenhülsen, die seit vielen Jahren für die Fahnen im Altstadtpflaster verankert sind. Hans-Georg Große Jäger ist für die Bodenanker zuständig, die entweder in die Hülsen kommen oder in einigen wenigen Fällen von Hand in die Pflasterfugen gehauen werden müssen.

Barbara Niehoff und Magnus Große Hüttmann kümmern sich um die Fahnen und -masten. Während der Trecker unbarmherzig den Rhythmus vorgibt, nehmen sie die Fahnenstangen aus den Halterungen, befestigen die gelb-weißen Fähnchen daran und stecken sie in die Bodenanker.

Plötzlich stockt der Ablauf. „Hier muss auch eine Bodenhülse sein", sagt Walter Uhlenbrock - und er hat recht. Neben dem Fuß einer Baustellenabsperrung ist der runde Metallstift im Pflaster nur schwer zu erkennen. Schraube raus, Bodenanker und Fahne rein - und es geht weiter.

Dass Hans-Georg Große Jäger für die Bodenanker zuständig ist, hat einen guten Grund und ist fast eine Wissenschaft für sich: Denn es gibt drei verschiedene Arten. Runde, die im Bereich der Kirche und Kapelle gesetzt werden müssen. Bodenanker ohne Spitze sind in großer Stückzahl für die übrigen Hülsen vorhanden. Zudem gibt es einige wenige, die mit einem Fäustel an Stellen ins Pflaster eingeschlagen werden, wo es keine Hülsen gibt - oder nicht mehr gibt. „Manchmal verschwinden bei Tiefbauarbeiten die Hülsen", weiß Hans-Georg Große Jäger. Doch dank der guten Zusammenarbeit mit der Stadt gibt es meist schnell Ersatz.

An der Steenpoate wendet Walter Uhlenbrock das Gefährt. Nun sind die Fahnen auf der anderen Straßenseite an der Reihe. „Alles muss seine Ordnung haben – ein ständiges Hin und Her zwischen den Straßenseiten macht vom Ablauf her keinen Sinnt erläutert Große Jäger. Und wer die kleine Gruppe bei ihrer Arbeit beobachtet, versteht das schnell: Das Ganze folgt einem klaren System.

Wieder an der Kapelle angekommen, steht noch eine wichtige Aufgabe an: Das Willkommenstransparent für die Wallfahrer aus Gimbte und Sendenhorst sowie die Teilnehmer der Malteser-Krankenwallfahrt muss noch aufgebaut werden. „Das Transparent kommt gut an", weiß Hans-Georg Große Jäger aus vielen Rückmeldungen. Etliche davon liegen für die verschiedenen Wallfahrten in der Garage der Wallfahrtsgilde.

Dann ist die Arbeit getan. „Es hat wieder Spaß gemacht", sagt Barbara Niehoff, die erst seit kurzer Zeit zur Wallfahrtsgilde gehört. Bei der Ehrenamtsmesse sei sie angesprochen worden. „Als Neu-Rentnerin habe ich Zeit - und das Team ist klasse", sagt sie, während der Trecker und die Anhänger wieder in der Garage geparkt werden.

Allerdings nur für wenige Stunden - denn abends muss abgebaut werden. Streng nach System - aber in umgekehrter Reihenfolge.

Artikel WN vom 28.06.2025